Dieses Wochenende findet in Bern das No WEF Winterquartier statt, eine Gegenveranstaltung zum World Economic Forum in Davos. Während vier Tagen diskutieren Aktivist:innen Alternativen zur kapitalistischen Welt.
Am Sonntag steht eine Lesung für die ganze Familie auf dem Programm: Die baskische Aktivistin Nekane Txapartegi liest aus ihrem Kinderbuch «Wie viel mal schlafen». Das Buch versucht, das Grauen des Gefängnissystems für Kinder zugänglich zu machen. Im Buch illustriert Nekane Txapartegi die Geschichte ihrer eigenen Zeit hinter Gitter. Sie ist im Baskenland gross geworden, inmitten eines politischen Konflikts. Sie engagierte sich politisch, und wurde deswegen wie viele andere baskische Aktivist:innen verhaftet. Der Vorwurf: Mitgliedschaft in einer terroristischen, bewaffneten Organisation. Von Seiten der Polizei habe sie Folter und sexualisierte Gewalt erlebt, so Txapartegi. Sie floh in die Schweiz, wurde Mutter, lebte in Zürich in der Illegalität.
2016 wurde sie erneut verhaftet. Während 17 Monaten war sie in der Schweiz inhaftiert. Dann liess Spanien die wichtigsten Anklagepunkte fallen und Txapartegi kam frei. Seither lebt sie mit ihrer Tochter in Zürich.
Eigentlich Stoff für einen Politthriller, doch Txapartegi hat sich bewusst entschieden, ein Kinderbuch zu schreiben. «Unsere Kinder werden von Repression auch direkt angegriffen. Darüber wollte ich reden», so Txapartegi.
Die Trennung von ihrer Tochter sei hart gewesen. Doch «Wie viel mal schlafen» erzählt, wie Mutter und Tochter es geschafft haben, sich trotz Gefängnismauern nahe zu bleiben. Ellenlange Briefe haben sie sich geschrieben und Zeichnungen geschickt.
Dieses Material hat Nekane Txapartegi in ihrem Buch zu einer Erzählung verwoben. Damit will sie ein Tabu brechen. Denn, über Inhaftierung werde in der Schweiz zu wenig gesprochen, so die Baskin. Publiziert wurde das Buch letztes Jahr. Am Sonntag liest Nekane Txapartegi in Bern aus ihrem Buch, um 12 Uhr mittags in der Politbibliothek im Holligerhof. Denn mit der Veröffentlichung des Buches sei es nicht getan, so Txapartegi. Ein breiterer, öffentlicher Diskurs über Inhaftierung und Elternschaft in der Schweiz sei nötig.
Die Lesung von Nekane Txapartegi findet am Sonntag um 12 Uhr statt. Auch schon heute und morgen lädt das Winterquarter zum Diskutieren ein. Heute etwa mit einer Veranstaltung zu indigenem Widerstand gegen Umweltzerstörung. Eigentlich hätte die Veranstaltungsreihe im Tojo Theater der Reitschule stattgefunden, doch weil die Reitschule aus Sicherheitsgründen momentan geschlossen ist, wurde das Winterquartier in die Politbibliothek in Holligen verlegt.