Der Prix Lux kürt Projekte, die eine Kulturveränderung an der Universität Bern anregen und eine andere Wissenschaftspraxis fördern. Zum ersten Mal geht der Preis dieses Jahr an ein Kollektiv der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Die Gruppe VWElles steht ein für eine Perspektivenvielfalt in der Volkswirtschaftslehre.
Dabei ist der Name Programm: Ausgesprochen klingt VWElles wie die Abkürzung für das Studienfach Volkswirtschaftslehre. Aber das L wird ersetzt durch die weibliche Pluralform auf Französisch. «Elles steht für Pluralität und feministische Perspektiven», so Karin Roth vom Kollektiv. Diese würden aktuell in der Volkswirtschaftslehre selten berücksichtigt: In den Vorlesungen an Universitäten werde mehrheitlich die neoklassische Theorie vermittelt, die sich vor allem mit Fragestellungen zu Knappheit auseinandersetzt.
Es gibt daneben aber noch andere Perspektiven auf die Volkswirtschaft. Feministische Ansätze etwa beschäftigen sich mit der Sorgearbeit als Grundlage des Wirtschaftens. Diese anderen Denkschulen sollen die neoklassische im Studienplan ergänzen. Wenn diese fehlen, drohe eine Eindimensionalität, so Karin Roth. Denn wenn nur die neoklassische Perspektive vermittelt werde, dann würden in der Konsequenz alle Lösungsvorschläge aus nur dieser Perspektive stammen, ergänzt Nicolà Bezzola von VWElles: «Die Welt ist unglaublich komplex. Wir brauchen verschiedene Perspektiven, um verschiedene Lösungsvorschläge zu haben.» Für das kommende Frühjahrssemester hat VWElles zum zweiten Mal eine Vorlesung zu pluraler Ökonomie konzipiert. Man wolle darstellen, wie vielfältig und spannend die Volkswirtschaft sei, so Nicolà Bezzola.
Diese Perspektive stösst auf Interesse, auch innerhalb der Universität. Zur Preisverleihung waren auch Vertreter:innen und Professor:innen der Wirtschaftswissenschaften anwesend. In ihrer Laudatio findet die Uni-Rektorin Virginia Richter lobende Worte für das Engagement der Studierenden: Das Kollektiv VWElles stehe für eine innovative, partizipative und inklusive Hochschulkultur ein. Für eine Wissenschaft, die kritisch denke und neue Perspektiven sichtbar mache, so Richter. Als Rektorin dankte sie dem Team für ihr Engagement, den Mut zur Veränderung und die kreativen Ideen.