RaBe-Info
Von
Sarah Heinzmann
am
24. April 2025
Rückkehrzentrum in Brünnen weiterhin in Betrieb
SID Kanton Bern, Pia Neuenschwander
Foto: SID Kanton Bern, Pia Neuenschwander Die unterirdische Kollektivunterkunft in Bern Brünnen ist weiterhin in Betrieb. Stadtrat David Bähner fordert vom Gemeinderat mehr Engagement.

Die Kollektivunterkunft in Bern-Brünnen befindet sich im Westen der Stadt. In der unterirdischen Anlage gibt es weder Tageslicht noch Privatsphäre. Rund fünfzig Männer sind hier untergebracht. Sie haben einen negativen Asylentscheid erhalten und müssten die Schweiz deswegen verlassen. Durchschnittlich sind sie mehr als drei Monate unterirdisch einquartiert.

Marek Wieruszewski kennt die Situation in Bern-Brünnen gut. Er ist juristischer Berater bei der Anlaufstelle für abgewiesene Asylsuchende beim Solidaritätsnetz Bern. Regelmässig berät er Menschen, die in der Kollektivunterkunft untergebracht werden. Diese würden kein gutes Bild der Unterkunft zeichnen. Der psychische Zustand der Untergebrachten verschlechtere sich in der Unterkunft. «Die Rückkehrzentren sind keine Sanatorien. Aber das Zentrum in Brünnen geht eine Stufe zu weit. Das ist aus meiner Sicht unmenschlich.»

Deutliche Worte findet auch David Böhner, Stadtrat der Alternativen Linken. «Es gibt keine Aufenthaltsmöglichkeiten mit Tageslicht, die Leute kriegen nur zehn Franken Nothilfe pro Tag. In einem reichen Land wie der Schweiz ist das ein grosses Armutszeugnis.»

Die unterirdische Unterkunft wird seit mehr als zwei Jahren genutzt, betrieben wird sie vom Kanton Bern. Dieser hatte zugesichert, das unterirdische Rückkehrzentrum maximal ein Jahr zu betreiben. «Jetzt ist April 2025, und die Unterkunft ist immer noch da», bedauert Böhner. Letzten Herbst kommunizierte der Kanton, dass sämtliche unterirdischen Asylunterkünfte geschlossen würden. Das gilt aber nicht für die Unterkunft in Bern-Brünnen, weil es sich um ein Rückkehrzentrum und nicht um eine Asylunterkunft handelt.

Dass der Kanton auf Stadtberner Boden eine unterirdische Unterkunft betreibt, will die Stadtberner Politik nicht hinnehmen. Der Gemeinderat habe seinen Unmut über den Betrieb der Unterkunft in Brünnen gegenüber dem Kanton mehrfach kundgetan. Er habe dem Kanton gebeten, überirdische Liegenschaften zu nutzen – dieser habe jedoch an der Unterkunft in Brünnen festgehalten. Das ist in der Antwort des Gemeinderates auf eine Interpellation nachzulesen, die Stadtrat David Böhner miteingereicht hat.

Sind der Stadt Bern also die Hände gebunden? Nein, findet David Böhner. Die Stadt müsse mehr Druck auf den Kanton ausüben. «Die Stadt müsste aktiv werden. Der Bunker ist auf städtischem Boden.»

Zu Beginn wurde zugesichert, dass es runde Tische gebe, an denen die Stadt, der Kanton und andere Interessensgruppen zusammenkommen, um über das Rückkehrzentrum zu diskutieren. Diese runden Tische sollten alle drei Monate stattfinden. Letztes und vorletztes Jahr hat jeweils nur ein solches Treffen stattgefunden. Für David Böhner fehlt hier das Engagement. «Die Stadt sollte verlangen, dass alle drei Monate so ein Treffen stattfindet und auf den Kanton Druck ausüben, damit endlich etwas geschieht.» Der Stadtrat debattiert heute die angesprochene Interpellation.

Der Kanton seinerseits betont auf Anfrage, er sei stetig dabei, einen alternativen Standort als Nachfolgelösung zu suchen. Das Rückkehrzentrum Bern-Brünnen bleibe so lange in Betrieb, bis eine geeignete oberirdische Alternative gefunden worden sei.

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