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29. August 2025
Superzellen-Gewitter werden häufiger und stärker
MeteoSwiss, Luca Panziera
Foto: MeteoSwiss, Luca Panziera Ein Superzellen-Gewitter über dem Lago Maggiore

Superzellengewitter führen in Europa immer wieder zu grossen Schäden und bringen Menschen in Gefahr. Mit der Erhitzung des Klimas werden diese gefährlichen Wetterphänomene in Europa zunehmen.

Forschende der Universität Bern und der ETH Zürich konnten nun untersuchen, wie stark die Superzellen-Gewitter zunehmen werden. Das Ergebnis: Im Alpenraum und insbesondere auf der Alpennordseite werden solche Wetterphänomene deutlich zunehmen. Die Forschenden sprechen von einem Gewitter-Hotspot.

«Dank diesen guten Daten konnten wir Gewitterzellen in den Simulationen von ihrer Entstehung bis zum Auflösen verfolgen»
Olivia Romppainen-Martius Meteorologin

Olivia Romppainen-Martius ist Professorin für Meteorologie am Mobiliar-Lab für Naturrisiken der Universität Bern und war an der Studie beteiligt. Sie beschreibt Superzellen-Gewitter als sehr starke und langlebige Gewitter mit rotierenden Aufwinden. «In diesen Superzellen-Gewittern können sich grosse Hagelkörner bilden, sie sind oft mit starken Niederschlägen verbunden und in Nordamerika entstehen auch Tornados häufig in Superzellen-Gewittern», erklärt die Meteorologin.

Mit einer neuen Methode konnte ihr Forschungsteam die Häufigkeit solcher Superzellen-Gewitter so präzis wie nie zuvor abbilden. Möglich war das unter anderem dank einer höheren zeitlichen Auflösung in der Simulation. Weil Gewitter – auch langlebige – höchstens drei Stunden andauern, lieferten bisherige Simulationen, die nur alle Stunden Daten abspeichern, wenig genaue Informationen über die simulierten Gewitter.

«Diese Starkniederschläge können Murgänge in den Alpen und Voralpen auslösen.»
Olivia Romppainen-Martius Meteorologin

Mit der Methode, die von den Forschenden der Universität Bern und der ETH Zürich angewandt wurde, ist das anders. «Dank diesen guten Daten konnten wir Gewitterzellen in den Simulationen von ihrer Entstehung bis zum Auflösen verfolgen», sagt Olivia Romppainen-Martius. Die Daten zeigen auch, dass durch die Klimaerhitzung sowohl die Anzahl der Superzellen-Gewitter als auch die Menge an Niederschlag während der einzelnen Gewitter zunehmen werden. Diese Entwicklung betrifft den Alpenraum besonders stark. Auf der Alpennordseite könnten Superzellen-Gewitter um bis zu 50 Prozent zunehmen.

«Diese Starkniederschläge, die mit den Superzellen-Gewittern zusammenhängen, können durchaus Murgänge in den Alpen und Voralpen auslösen», sagt Romppainen-Martius im Hinblick auf die Entwicklung der Naturgefahren. Die Zunahme der Starkniederschläge sei aber auch wichtig für Überschwemmungen in urbanen Gebieten. So war im Jahr 2018 eine Superzelle für Überschwemmungen in Lausanne verantwortlich.

Die Vorhersagen der Studie basieren auf dem Erwärmungsszenario von drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Mittel. Ein Szenario das nicht unwahrscheinlich sei, meint die Meteorologin: «Wir haben im Moment bereits eine globale Erwärmung von etwa 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Mittel erreicht – in der Schweiz sind es sogar etwas mehr als zwei Grad Celsius.» Falls in den nächsten Jahren nicht sehr schnell, sehr starke Emissionsreduktionsmassnahmen ergriffen werden, sei es durchaus möglich, dass wir diese drei Grad Celsius erreichen werden.

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